Florent Schmitt

*  28. September 1870

†  17. August 1958

von Peter Jost

Essay

„Jedes Werk entsteht aus undurchschaubaren Zusammenstellungen, die meist dem Komponisten genauso unbekannt wie dem Hörer sind. Man legt den Armen [= den Komponisten] auf eine Idee fest und zwingt ihn, diese auszuführen. So lenkt man ihn auf seine Bahn, und das ist verhängnisvoll“ (zit. n. Hucher 1960, XIII). Mit dieser von seinem Biografen Yves Hucher überlieferten Äußerung wandte sich Schmitt gegen jede einordnende Schablone; Komponieren war für ihn insofern ein spannendes, fast abenteuerliches Unternehmen, als er selbst unbefangen und ohne feste Vorgaben seine jeweilige Inspiration umzusetzen versuchte. Hucher nahm diese Aussage als Beleg für die Unmöglichkeit, das Schaffen Schmitts zu periodisieren. Sieht man von der bis etwa 1903 reichenden Phase der Jugend- und Studienwerke einmal ab, so gehen tatsächlich Periodisierungen nach stilistischen oder qualitativen Kriterien bei Schmitt ins Leere, da sich die Basis der technischen Mittel und des ausdrucksmäßigen Habitus von den zwischen 1904 und 1908 entstandenen Hauptwerken an – Le Psaume XLVII op. 38, La tragédie de Salomé op. 50 und das Klavierquintett op. 51 – nicht mehr änderte. Insofern verliert auch ein Begriff wie „Spätwerk“, sofern man ihn nicht nur als rein chronologische Bezeichnung, sondern als Benennung für einen ...